Entwurf Frühlingsemester 2021
Kursnummer: 052-1130-21L
Sprache: Deutsch
Arbeitsweise: Einzel- und Gruppenarbeit, davon 3 bis 4 Wochen Gruppenarbeit
Zeichnungshalle: HIR C 1
Verfügbare Plätze: 24
Kosten zusätzlich: CHF 150 pro Studierendem (Schätzung, ohne Seminarwochenkosten)
Bergell
Aufzeichnungen eines Territoriums
Die Geografie und Geschichte des Tals ist geprägt von Amplituden und Kontrasten. Topografisch und klimatisch ein steiler Absturz von den alpinen Passhöhen bis zur fast mediterranen lombardischen Ebene, begünstigte über Jahrhunderte eine der wichtigsten Alpentransitadern eine Implementierung fremder Kultur, die sich mit der symbiotisch ruralen Lebensform verband. Die Verlagerung von Verkehrswegen und geopolitische Verschiebungen leiteten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Isolierung und Abwanderung ein, der der Kraftwerkbau in den 1950-er Jahren zwar entgegen wirkte. Das Ereignis des Bergsturzes in Bondo zeigte jüngst exemplarisch die Folgen der Klimaveränderung im Alpenraum.
Wir suchen über eine Recherche des Territoriums und das Verständnis der Geschichte und ihrer Bauformen eine Annäherung an das Heute. Ist das Bergell eine geografisch und wirtschaftlich isolierte „Kammer“ im Grenzgebiet? Ein entrückter Ort der Poesie, aber des Stillstandes und der Resignation, bedroht von der Natur? In unseren forschenden Aufzeichnungen interessieren uns die Beziehung zwischen der Landschaft und den Architekturen und deren Ideengeschichte.
Wir entwerfen auf Basis unserer Analyse einen öffentlichen Begegnungsraum, einen „multi uso“ für die Bevölkerung des Tals. Der durch den Bergsturz beschädigte Mehrzweckraum wirft das gesellschaftliche Bedürfnis nach einem Ort der Identifikation und der Orientierung neu auf, wofür wir den gesamten Talraum als möglichen Standort in Betracht ziehen. Mittels spekulativer Interventionen beziehen wir architektonisch Position im Referenzraum von Geschichte und Landschaft. - Vielleicht so fremd wie die Idee der barocken Geometrie in der steilen Berglandschaft, so rigoros wie die Staumauer der Albignia, so unscheinbar wie die bäuerliche Cascina im Kastanienhain oder so poetisch rätselhaft wie der Ruinengarten der Lan Müraia. Sie alle haben zum Ziel, in ihrer Haltung aus der Struktur des Tals hervorzugehen und schliesslich wieder darin eingewoben zu werden als kritische Neu-Aufzeichnung des Territoriums.
Einführung
23.02.2021, 10 Uhr, Pavillon HIR C1
Download Entwurfsstudio FS21 Gastdozentur Menn (PDF, 373 KB)